In der Geschichte unseres Dorfes geblättert


Junges Mädchen aus Dürrhennersdorf kehrt nach 78 Jahren zurück!

Verschwundenes Mädchen kehrt nach 78 Jahren zurück

Liebe Dürrhennersdorfer und Freunde unserer Geschichte, heute schreibe ich einmal aus aktuellem Anlass über ein Bild von einem jungen Mädchen aus Dürrhennersdorf. Was hat es damit auf sich?

Es war 2017 als Waltraud Schubert, die Witwe von Heinz Schubert, mir bei einem Besuch erzählte, dass sie mit Heinz zusammen in Dresden 2008 einige Bilder zurückbekommen hatten. Heinz Schubert war der jüngste Sohn unseres letzten Rittergutsbesitzers Erich Schubert. Familie Schubert musste ja Weihnachten 1945 das Rittergut verlassen. All ihr persönliches Eigentum musste zurückgelassen werden. Vieles wurde gestohlen oder geplündert. Keiner kann das heute noch nachvollziehen. Eine Kommission, wahrscheinlich unter Leitung russischer Offiziere, beschlagnahmte das, was ihnen wertvoll erschien. Nun sollten einige Sachen der Familie Schubert zurückgegeben werden. 63 Jahre nach Kriegsende und Vertreibung!

So schilderte mir Waltraud auch, dass ein Bild eines Mädchens bzw. einer Frau in sorbischer Tracht dabei wäre. Mir war das etwas komisch. Eine sorbische Tracht in Dürrhennersdorf. Bisher wurde in all den alten Berichten nie sorbische Einwohner bei uns erwähnt. Auch schon 1593 zeigte ein archivalischer Sprachgrenzverlauf nach Scultetus, dass Dürrhennersdorf nie im sorbischen Sprachgebiet lag.

Aber über Trachten in Dürrhennersdorf war auch nichts bekannt. So verblieben wir , das Waltraud den Freund ihrer Enkelin bitten wollte, das Bild zu fotografieren und mir über Email zu schicken. Im Januar 2018 bekam ich die Fotos. Auf der Rückseite des Bildes waren zahlreiche Archiv- Nummern, ein Stempel mit der Bezeichnung  „Schloßbergung Dürrhennersdorf Kreis Löbau . Auch steht der Name Max von Krause darauf geschrieben. Man kann annehmen das dies vielleicht der Name des Malers ist. Nun versuchte ich einiges über das Bild zu erfahren. Bei Hans Klecker in Zittau war ich an der richtigen Adresse. Er erklärte mir das überall in der Oberlausitz Trachten getragen wurde.So schrieb er in seinem Buch Oberlausitzer Trachten im Deutschen Siedlungsgebiet “ Man unterschied zwischen Sommer- und Wintertrachten, zwischen Haus- und Arbeitstrachten, Ausgeh-,Tanz-, Festtags- und Kirchengangstrachten. Die Oberlausitzer Tracht ist auch keine Nationaltracht, wie die der Polen, Russen und Ungarn, sondern eine mehr oder weniger veraltete Mode der höheren Bevölkerungsschichten in einfacher, billigerer Ausführung. Sie entwickelte sich aus der feudalen Kleiderordnung, dem heimischen Brauchtum und dem Schönheitsempfinden der Oberlausitzer unter dem Einfluss des böhmisch-sächsischen Kunstverständnisses. „ Auch meinte er das man an bestimmten Detail erkennen konnte aus welcher Gegend die Trachtenträger kamen. Nun betreffend unseres Mädchens konnte er sicher sagen, das es ein junges lediges Mädchen war. Den nach der Konfirmation trugen die jungen Frauen andere Farben. Er schreibt dazu „ Verheiratete Frauen wählten bei Röcken, Schürzen, Miedern und Jäckeln satte, eher dunkle Farben aus, die heiratswilligen Mädchen hingegen farbfroh leuchtende. Aus den Farben und der Musterung der Kleidungsstücke , dem Anlegen und dem Binden der Haube, der Art der Auszier und des Schmuckes konnte man den Familienstand, die Konfession, die soziale Stellung, das Alter der Trägerin und den Anlass des Tragens schließen.“ So fand unser Mädchen auch Eingang in sein Buch Oberlausitzer Trachten im Deutschen Siedlungsgebiet. Auf Seite 122 ist unser Mädchen abgebildet mit den Text „ Mädchen aus Dürrhennersdorf mit roter Haube und rotem Stirnband.“

Diese Haube wurde auch für die Trachtengruppe neu angefertigt.

Das alles war auch für Waltraud  Schubert neu. Schon damals sprach sie mir gegenüber aber auch zu Albrecht Gubsch unserem damaligen Bürgermeister davon, dieses Bild unserer Gemeinde zu schenken. Nun war es soweit. Am 20. Oktober dieses Jahres besuchte die Enkelin von Heinz und Waltraud Dürrhennersdorf.

Jasmin und ihr Mann Jannis Telker waren auf Hochzeitsreise und übergaben im Namen ihrer Großmutter Waltraud das Bild unserem Bürgermeister Daniel Herklotz. Es wird einen würdigen Platz in unserem Gemeindezentrum bekommen.

Danke, der Familie Schubert.

So kehrt sie nun nach 78 Jahren zurück in das Dürrhennersdorfer Rittergut. Wer sie ist und welche Beziehung sie zu dem Rittergut hatte wird immer ihr Geheimnis bleiben.

Hartmut Klinger